Hallo meine Lieben,
Positives Denken, der alte Feind.
Ich denke wir alle kennen es, vielleicht will ich auch einfach nur glauben, ich sei nicht allein mit diesem Gefühl. Jeder um einen herum scheint glücklich zu sein, besonders auf Instagram und das größte Problem was herrscht ist ein nicht angekommenes Paket oder ein Buch das nicht gefiel. Es wird über andere Bookstagrammer/ Instagrammen gesprochen wie über den Teufel selbst, und man selbst lächelt immer weiter in die Kamera.
Nein ich spreche hier nicht von Cyber-Mobbing oder anderen brandaktuellen Themen. Ich spreche von der Angst, sich verletzlich zu zeigen. Von der Angst zuzugeben, dass es im Leben gerade nicht gut läuft. Und das nicht nur für einen Tag nicht, sondern für eine ganze Weile. Was schreibt man in seine täglichen Captions, wenn man kreuzunglücklich ist, aber nicht wie ein Jammerlappen klingen möchte? Wie gibt man zu die ganze Nacht geweint zu haben, wenn jeder nur nach einer positiven und glücklichen Ausstrahlung und dem perfekten Moment zu suchen scheint? Wie erzählt man, dass man sich gerade weder inspiriert noch wie eine Inspiration für andere fühlt?
Da gibt es für mich bisher eine allgemeingültig Antwort: Gar nicht.
Doch die akzeptiere ich nicht mehr. Und ich könnte wetten, dass ich damit nicht die Einzige bin. Denn auch die Social Media Kanäle wenden sich mit dem Streichen von Likes von der Belohnung durch die Bestätigung anderer ab und viele Accounts sprechen immer mehr über das “reale” Leben. I like.
Bestimmt gibt es dort draußen dutzende Menschen, die wie ich überraschend ihren Job verloren haben. Und hunderte junge Mädchen, die vielleicht grade riesigen Krach mit ihrem Partner haben, sich dann die Johnsons auf Instagram anschauen und sich insgeheim minderwertig fühlen und denken: Warum habe ich nicht so eine Beziehung? Warum werde ich nicht so geliebt?
Das soll keineswegs heißen, dass Menschen, egal wer, nicht mehr darüber posten sollten wenn etwas Tolles passiert oder ich die Menschen verteufle, die grundsätzlich positiv eingestellt sind. Sondern vielmehr, dass dieser Druck, nur das perfekte Ich und das atmosphärische Bild auf seinem eigenen Kanal zeigen zu müssen einfach unangebracht ist. Ich finde man sollte weinen, lachen und wütend sein können, egal ob im wahren Leben oder im Internet, denn nur das ist wirklich real und menschlich.
Ich bin gut in dem was ich tue. Und ich bin eine gute Designerin.
Und ich denke ich könnte auch eine gute Autorin sein, wären da nicht meine täglichen Zweifel. Man sieht tagtäglich all diese glücklichen Menschen und denkt sich: Wenn ich meine Einstellung ändern würde, würden mir vielleicht auch all diese tollen Dinge geschehen. Wenn ich nur ein wenig besser in meinem Beruf wäre, würde ich auch Karriere machen. Wenn ich nur die und die Connections hätte, wäre ich auch ein Aufsteiger. Doch dann geschieht der nächste Kracher und man versinkt wieder in dieser Wolke aus Hilflosigkeit und Selbstzweifeln. Und stimmen die Worte nicht, dass die eigene Einstellung auch den Weg für die Zukunft ebnet? Vielleicht. Doch was wenn es nicht so ist? Was wenn man gar nicht so allein ist, wie man gerade denkt?
Ich bin der Meinung das dort draußen ist eine wundervolle Community mit so vielen echten Menschen, die die gleichen Erfahrungen teilen, aber online nie darüber sprechen.
Als ich von meiner Situation in meinen Stories berichtet habe, bekam ich eine Unmenge von Nachrichten und konnte gar nicht mehr aufhören grinsend zu meinem Bildschirm hinab zu starren. Denn mich erreichten nicht nur nette Nachrichten den Kopf hoch zu halten und das ich stark bin. Nein ich bekam auch Dankes-Nachrichten, dass ich ein solches Thema online anspreche. Ich kam mit Leuten ins Gespräch, die dasselbe oder ähnliches durchgemacht hatten und sich endlich in einem Instagram Account widergespiegelt fanden. Die genau wie ich heraus fanden, dass sie nicht allein sind. Und was für ein wundervolles Gefühl das doch war. Denn ist unser aller Leben nicht manchmal wunderbar unperfekt?
Positives Denken ist für mich vielleicht etwas was man lernen kann. Etwas was man hat. Oder auch etwas, was einem geschieht. Doch Positives Denken ist nicht allgegenwärtig. Es kommt und geht wie eine alte Liebschaft und manchmal schwappe ich über vor positiven Energien und manchmal, ja auch öfter, bin ich aber ein heilloser Pessimist. Dann fühle ich mich doppelt schlecht. Nicht nur weil mir etwas Blödes widerfährt, sondern auch weil ich nichts Positives daran finden oder eine Lehre daraus ziehen kann.
Wenn man schlecht behandelt wird sagt das oft mehr über die Person aus, die sich so verhält, als über einen selbst.
Was ich daraus jedoch für meine Zukunft mitnehmen konnte ist, dass es okay ist in der Öffentlichkeit zu weinen. Es ist okay zuzugeben, dass man unglücklich ist. Wenn man schlecht behandelt wird sagt das oft mehr über die Person aus, die sich so verhält, als über einen selbst. Es ist okay wenn eine Trennung nicht instagram-like-perfekt gelaufen ist und man danach nicht einen Freund fürs Leben gefunden hat. Denn oft wird auf Social Media eben nur das gezeigt, was die Leute gern zeigen möchten. Und das ist natürlich meistens das, was wie ein Einhorn aus der großen Masse Schafe heraustritt. Es freut mich wenn jemand sich freundschaftlich getrennt hat. Es freut mich wenn jemand freiwillig aus dem Job gegangen ist, weil er eben etwas Besseres gefunden hat. Doch das ist keine allgemeingültig Realität und ich denke das sollte jedem klar sein.
Positives Denken ist eine Kunst, die nicht jeder von uns erlernt hat und das ist auch gar nicht schlimm.
Schließlich ist auch nicht jeder ein Spiegel-Bestseller Autor oder ein Stunt Artist. Denn wenn alle gleich wären und immer gleich mit einer Situation umgehen würden, wäre das Leben auch ziemlich langweilig.
Deshalb habe ich mich während meiner kleinen Instagram-Abstinenz für Folgendes entschieden: ich möchte nicht mehr dem perfekten Bild, der wunderschönen Atmosphäre oder den Trends nacheilen. Meine Bilder werden vielleicht nicht immer innovativ, super kreativ oder perfekt ausgeleuchtet sein, aber eines kann ich euch versichern – sie werden immer ehrlich sein. Ich möchte, dass ihr mich als Mensch mit Ecken, Kanten und Fehlern wahr nehmt und mich kennenlernt wie eine gute neue Freundin bei einem Kaffee. Willkommen also in meiner ziemlich umperfekten Welt, in der auch mal dramatischer Pessimismus mit einer großen Prise Sarkasmus Platz findet 🙂
Liebste Grüße
eure
Hier könnt ihr erfahren, warum ich das letzte Mal ein kleines Instagram-Detox eingelegt habe.
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