Die Nickel Boys geben Menschen eine Stimme, die viel zu lange geknebelt waren und erzählt ihre grausame Wahrheit ohne Rücksicht auf Verluste.
Titel: Die Nickel Boys – the Nickel Boys
Autor: Colson Whitehead
ISBN: 9783442770427
Roman
Bewertung
Inhalt:
Florida, Anfang der sechziger Jahre.
Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im Schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als er einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort werden die Jungen missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt.
Meine Meinung:
Seit Jahren versuche ich mich in Form von Bücher weiterzubilden. Den richtigen Stimmen zuzuhören und ihnen den Raum zu geben den sie verdienen. Wenn man das wirklich versucht, kommt man um Colson Whitehead nicht herum. Und ebenso wenig um die Nickel Boys.
Das Buch ist ziemlich dünn und ich habe mich wirklich gefragt wie Herr Whitehead darin eine gesamte Geschichte erzählen will, die einen auch noch emotional beührt. Doch was soll ich sagen: Er braucht nicht viele Worte um den*die Leser*in mit zu reißen. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und es dank des phänomenalen Plottwists nach dem beenden noch eine ganze Weile hilflos angestarrt. Was habe ich da gerade gelesen. Irgendwie wirkte die Geschichte emotional ziemlich losgelöst und abgestumpft, doch Thematik darin berührte mich und schockierte mich sehr.
Wie willkürlich schwarze Menschen Gewalt erfahren ist uns bewusst – doch wie bewusst? Whitehead weist uns mit messerscharfer Klarsicht daraufhin, wie wenig wir eigentlich über den Leidensweg eines ganzen Volkes wissen. Wie wenig wir uns vorstellen können so zu leiden, so behandelt zu werden – und so zu sterben. Was die Jungs in der Nickel Akademie durchleben müssen ist an Grausamkeit kaum zu überbieten und man hält eigenrtlich während des gesamten Buches die Luft an. Wie ihr merkt kann ich meine Gefühle zu dieser Geschichte nicht recht in Worte fassen. Es war traurig und spannend und grausam – und gleichzeitig habe ich mich während des Lesens emotionslos gefühlt. Als stände ich unter Schock.
Zu sagen “das buch hat mir gut gefallen” wäre an dieser Stelle meiner Meinung nach falsch. Weil es nicht nur ein Roman ist. Sondern Teil unserer Realität. Deshalb will ich nur sagen, dass es wichtig ist. Und aktuell. Sehr Lesenswert und eigentlich ein Muss.
RESUME
Ich hätte mir glaube ich noch etwas mehr Tiefe und Details gewünscht von dieser Geschichte. Vieles wurde dadurch erzählt, dass es eben nicht gesagt wurde, manches wurde ziemlich deutlich beschrieben. Doch mir hat zeitweise etwas der Zugang zu den Charakteren gefehlt. Dies besserte sich erst so bei der Mitte der Geschichte, die mich schnell verwirrt und dann sprachlos zurückließ.
(Das der Verlag mir “What if we Trust” als Rezensionsexemplar zukommen ließ hat meine Meinung in keinster Weise beeinflusst.)
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