Underworld Chronicles – oder auch: warum ich mit Kelly Orams Büchern wohl nie warm werden werde – ein Thread.
Titel: Underworld Chronicles – Verflucht
Autor: Jackie May
ISBN: 9783846601242
New Adult
Bewertung
Inhalt:
In Detroit wimmelt es nur so vor gefährlichen Kreaturen – und Nora Jacobs ist eine der wenigen, die davon weiß. Ihr Fähigkeiten konnten sie jedoch bisher vor Schlimmerem bewahren. Bei einem nächtlichen Zwischenfall im düsteren Underworld Club ändert sich das jedoch schlagartig, als der mächtigste Vampir der Stadt auf sie aufmerksam wird und ihre Kräfte für sich nutzen will. Immer mehr Unterweltler verschwinden aus Detroit, und Nora soll helfen, sie wieder aufzuspüren. In Troll Terrance findet sie dabei schnell einen engen Verbündeten. Doch die Zeit wird knapp. Und Nora beginnt sich zu fragen, wie zum Teufel sie lebend aus dieser Situation herauskommen soll …
Meine Meinung:
Wie einige von euch vielleicht wissen, bin ich One Blogger. Grade deshalb fällt mir diese Rezension besonders schwer, doch was gesagt werden muss, muss gesagt werden. Ihr wisst ich will immer ehrlich mit euch sein, auch wenn das vielleicht zu meinem eigenen Nachteil ist.
Als Underworld Chronicles bei mir ankam wusste ich, wie die meisten von euch vermutlich auch, nicht, dass Jackie May der Fantasy Autorenname von Kelly Oram und ihren Mann ist. (und dazu noch nach ihrer Tochter benannt) Wie schon in meinen Rezensionen zu “Girl at Heart” und V is for Virgin/ A is for Abstinence ersichtlich, haben die Autorin und ich grundverschiedene Ansichten vom Leben junger Erwachsener und angebrachten Inhalten. Hätte ich das mit dem Autoren-Pseudonym vorher gewusst, hätte ich den Verlag vermutlich sogar gebeten mir das Buch nicht zu senden. Aber hier sind wir nun und müssen drüber sprechen. Wie ihr schon merkt, kann ich das Buch nicht empfehlen.
Warum fragt ihr euch?
Ehrlich gesagt weiß ich nicht wo ich da eigentlich anfangen soll.
Deshalb wird diese Rezension ausnahmsweise Spoiler enthalten. Ohne weiß ich einfach nicht wie ich die wirklich offensichtliche inhaltliche Problematik des Buches erklären soll.
Spoiler
Dann wollen wir mal. Wenn ihr schon Probleme mit Büchern habt, in denen es ein Liebesdreieck gibt, dann solltet ihr einen großen Bogen um dieses Buch machen. Denn jeder, wirklich jeder männliche Charakter in diesem Buch steht auf Nora. Ob sie es nun wollen oder nicht. Denn sie wird zwar als durchschnittlich aber mächtig beschrieben, doch das ändert nichts daran das die mächtigsten und zwielichtigsten Männer im Roman von Sekunde 1 an auf sie stehen und die Seiten nur von ehrlich gesagt abstoßendem Geflirte mit Nora besteht.
Warum das so ist?
Da kommen wir auch schon zum zweiten problematischen Punkt. Noras Gabe ist es die Männer um sich herum anzuziehen, wie das Licht die Motten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Jeder Mann will sie sofort in die nächste Ecken ziehen – und ratet mal – genau vergewaltigen. (Angeblich zu verlieben, doch dafür wurde mir alles zu flach und animalisch beschrieben) Doch das schockiert Nora nicht mehr. Schließlich ist sie tough und ihr ist das Ganze ohnehin schon passiert, also warum sollte sie sich davor fürchten?
WTF?
Nicht nur das ich es problematisch finde einem Charakter so eine Kraft zuzuschreiben, nein ich finde es ist ein Schlag ins Gesicht aller Überlebenden da draußen, die Tag für Tag sich selbst die Schuld am Geschehenen geben. Die mit diesem Trauma leben müssen. Die mit Vorurteilen leben müssen. Und nun kommt eine Kelly Oram daher, die in V is for Virgin schon ordentlich Sterne im Slutshaming gesammelt hat, und schreibt eine Protagonistin die Männer literally dazu bringt sie vergewaltigen zu wollen. Nein absolut nein. Ich kann selbst noch nicht glauben, dass ich sowas gelesen habe. Und das im Jugendbuch Genre.
Hier wird jegliche Schuld den Tätern von den Schultern genommen und sie als willenlose Opfer ihrer Triebe porträtiert. Wofür leben und kämpfen wir im Jahr 2021 noch für die Überlebenden, wenn Kelly Oram doch einfach ein Buch wie Underworld Chronicles schreiben kann, in dem sie uns erklärt, warum Männer solche Triebgesteuerten Monster sind?
Nora
Was soll ich zu Nora sagen außer: sie ist nur eine geschriebene Protagonistin und kann von Glück sagen, dass sie nicht wirklich existiert. Zudem wünsche ich mir das kein*e Leser*in auf der Welt sich mit ihr identifizieren kann und denkt: “Hachja naja ich wurde so oft vergewaltigt, aber jetzt habe ich die Männer ja im Griff. Kein großes Ding.” Ich denke die Autorin wollte eine toughe, unabhängige junge Frau porträtieren, die en Männern in den Arsch tritt, die sie falsch behandeln. Doch dabei hat sie eine für mich unsympathische und unrealistische Protagonistin geschaffen.
RESUME
Ich bin wirklich eine wohlwollende Leserin. Ich kenne meinen Lesegeschmack und muss deshalb wirklich selten schlechte Rezensionen verfassen. Doch Underworld Chronicles würde ich höchstens 1-2 Sterne geben, weil zumindest der Schreibstil leicht und luftig war. Der Rest war für mich persönlich an Toxizität und falschen Werten für jüngere Leser kaum zu übertreffen und ich habe wirklich Angst davor, das jüngere Leser*innen komplett falsche Werte aus dem Buch mitnehmen könnten. Ja, das Buch wurde mir zur Verfügung gestellt und am liebsten schreibt man dann natürlich nur gutes über das Buch – doch an dieser Stelle bleibe ich leider sprachlos und fassungslos zurück. Ich habe es nicht einmal geschafft auf den restlichen Fantasy Aspekt einzugehen, weil ich von der gesamten Problematik zu eingenommen war.
(Das der Verlag mir “Underworld Chonicles als Rezensionsexemplar zukommen ließ hat meine Meinung in keinster Weise beeinflusst.)
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